Hi!

Mein Name ist Chris Graham (aka Playwerk) und es ist mir ein großes Anliegen, hier ein paar Gedanken zu wälzen zu dem, was man "AI Artwork" nennt... denn es zerreißt mich in vielerlei Hinsicht. Ich tue mich etwas schwer damit, AI-Artwork wirklich ernst zu nehmen. Habe früher im Studium mich selbst als Diehard-Fotograf verstanden und dass man heute ein Bild nur beschreiben muss und es wird einem generiert, so hat das mit Fotografie absolut nichts mehr zu tun... denke ich. Aber vielleicht sollte man da kurz nochmal drüber nachdenken…

Damals im Studium habe ich ziemlich früh Photoshop eingesetzt und kann mich erinnern, wie viele das als absolutes No-Go verstanden. Photoshop sei doch Quatsch und hätte mit Fotografie absolut nichts zu tun. Damals haben wir noch händisch SW- und Farbbilder vergrößert. "Mach 1/4 Magenta mehr und 1/8 Yellow weniger würde ich sagen…" waren so Sätze, die man im Labor hörte, bevor man wieder ins Dunkle verschwand und einen weiteren Probestreifen testete. Das war richtig Arbeit... und das musste man richtig lernen und jedes Bild stellte eine neue Herausforderung da. In gewisser Weise war das visuelle Knochenarbeit. Und plötzlich war es möglich, im CAD-Raum zu sitzen und einfach an ein paar Reglern zu drehen und Bamm, hatte man ein perfektes Foto? Das gibt's nicht... das kann nicht sein! Das war damals wirklich so unfassbar, dass sich manche weigerten, das nur zu versuchen. Es war so, als ob man "betrügen" würde. Eine Abkürzung nehmen und somit seine eigene Zunft nicht wirklich ernst nehmen.

Und in gewisser Hinsicht haben sie ja auch recht: Fotografische Laborarbeit ist ein eigener Beruf mit spezifischen Skills. Wem es auf die Fähigkeiten von Laborarbeit ankommt, sollte das dann auch tun! Doch was ist, wenn das Ziel darin besteht, fantastische Bilder zu kreieren... und die Frage “wie” man Bilder macht, nur einen festgefahrenen Weg im Kopf ist? Damals erkannte ich lediglich die Vielfalt der Möglichkeiten, visuell kreativ zu sein. Die damaligen Konventionen wie man Bilder zu erzeugen hat, waren mir ehrlich gesagt völlig gleichgültig. Ich wollte meine Geschichten zum Ausdruck bringen und visuell darstellen. Das war mein Fokus und nicht auf eine bestimmte Methodik, wie man das zu tun hat.

Und ehrlich gesagt sehe ich einige Parallelen zwischen der Fotografie auf Film und dem handabgezogenen Bild sowie der digitalen Fotografie in Kombination mit Photoshop... wo weder Film noch ein Labor als solches noch nötig sind... und der KI, wo in der Fotografie jetzt nicht einmal mehr die “Realität” benötigt wird. Wir erschaffen Realitäten, ohne sie dafür nachstellen zu müssen.

Jetzt liegt mir das Wort "Fake" auf der Zunge. Sind diese erzeugten Bilder nicht einfach nur Fälschungen... bedeutungslose Scheinwirklichkeiten ohne Seele und Bezug? Alles, was man sieht, hat es nie gegeben. Orte und Menschen, die vor Ort und in einer Rolle nie improvisieren konnten... es ist der flache Nachhall einer digitalen Interpretation. Kann unsere Fantasie, wenn wir diese künstlichen Bilder betrachten, beflügelt werden? Sollte sie davon beflügelt werden? Kann sie davon beflügelt werden...

Moment… Sollte uns synthetische Musik berühren? Eine Trompete, die von einem Menschen gespielt wird, ist eine Sache... aber ein Synthesizer? Jeder, der eine bestimmte Taste drückt, wird immer denselben Ton erzeugen... egal, ob der Mensch talentiert ist oder nicht. Aber das virtuose Spiel auf einem Synthesizer ist zweifellos inspirierend und mitreißend. Ich frage nicht, ob eine KI-erzeugte Visualität das Äquivalent eines einzelnen Tons oder das Keyboards selbst ist.

Ich denke nicht, dass künstlich erzeugte Bilder die Wirklichkeit ablösen werden... aber dieses Tool und die Möglichkeit, auf diesem Level Wirklichkeiten frei zu kreieren, ist so unfassbar, dass es etwas mit uns machen wird. Es ist, wenn man so will, alles, von dem ich je geträumt habe: absolut frei in meiner Vorstellungskraft zu sein und es visualisieren zu können. Ich frage mich nur, in welcher Form die "Gestaltungshöhe" ins Spiel kommt. Wäre es die Geschichte an sich? Die Fähigkeit, eine Arbeit zusammenzustellen die eine wirkliche Einheit bildet und die einen mitreißt und fesselt? Wo wird der menschliche Touch zu spüren sein... oder wird genau dieser Touch überflüssig? Sind wir gerade so fasziniert davon, weil es sich im Grunde genommen so anfühlt, als würden wir plötzlich als Menschheit in einen Spiegel schauen... eine durch uns entstandene neue Lebensform, die uns plötzlich anschaut und uns so unendlich vertraut vorkommt auf eine unnatürlich künstliche Weise? Oder ist es ein neues Werkzeug, das uns die Macht gibt, neue Wirklichkeiten zu erzeugen, die so real sind, dass wir anfangen, uns zu fragen, was die Wirklichkeit überhaupt ist.

Fortsetzung Folgt…